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Oberndorf

Ein Eingang zu
Gottes großer
Kathedrale.

Mariengrotte

Dieser kleine Gebetsort hat nicht die schmuckreiche Anmutung wie andere Grotten in der Umgebung, die der berühmten Grotte von Massabielle bei Lourdes in Südfrankreich nachempfunden sind. Die Besonderheit ist der umgebende Wald. Wo bei anderen Grotten die Ruhe durch die Abschirmung des Gebetsortes von der Umgebung erzeugt werden soll, ist hier der Ort der Besinnung allgegenwärtig im umliegenden Wald und der Natur – wie das Eingangstor zur Kathedrale der Schöpfung.


Diese intensive Begegnung macht den Wert des Waldes spürbar. Die Sehnsucht nach Heilung der leidenden Natur kommt auf – die dringende Notwendigkeit, die Schöpfung zu bewahren. Dieser Naturschatz ist nicht durch menschliche Wertmaßstäbe zu definieren. Es braucht wohl das Verständnis eines
Menschen, der die uns allen bekannten Existenzängste abgelegt hat, um wieder Teil einer friedvollen Welt des gegenseitigen Respekts zu werden: Franz von Assisi mit seinem Sonnengesang.

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Der Sonnengesang

Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein sind das Lob, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie,
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.


Gelobt seist du, mein Herr,
mit allen deinen Geschöpfen, zumal dem Herrn Bruder Sonne,
welcher der Tag ist und durch den du uns leuchtest.
Und schön ist er und strahlend mit großem Glanz:
Von dir, Höchster, ein Sinnbild.


Gelobt seist du, mein Herr,
durch Schwester Mond und die Sterne;
am Himmel hast du sie gebildet,
klar und kostbar und schön.


Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken
und heiteres und jegliches Wetter,
durch das du deinen Geschöpfen Unterhalt gibst.


Gelobt seist du, mein Herr,
durch Schwester Wasser,
gar nützlich ist es und demütig
und kostbar und keusch.


Gelobt seist du, mein Herr,
durch Bruder Feuer,
durch das du die Nacht erleuchtest;
und schön ist es und fröhlich und kraftvoll und stark.


Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde,

die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt

und bunte Blumen und Kräuter.


Gelobt seist du, mein Herr,
durch jene, die verzeihen
um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.


Selig jene, die solches ertragen in Frieden,
denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt.


Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester,
den leiblichen Tod;
ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben.


Selig jene, die er findet in deinem heiligsten Willen,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.
Lobt und preist meinen Herrn
und dankt ihm und dient ihm mit großer Demut.

 


Aus: Dieter Berg, Leonhard Lehmann (Hg.), „Franziskus-Quellen“
© 2009 Edition Coelde in der Butzon & Bercker GmbH

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